Ich kann nicht mehr…

Wie oft habe ich diesen Satz die letzten Jahre gefühlt, gesagt, gehört?

Fragen

Als ich gefragt wurde, ob ich einen Beitrag schreiben möchte, fühlte ich mich geehrt und überfordert zur gleichen Zeit. Da hat jemand Interesse an meiner Geschichte? Dabei geht es doch seit Jahren nicht um mich. Nicht um uns…

Es geht um die Kindesmutter, wo es doch eigentlich um das Kind gehen sollte.

Mein Leben spielt sich in einem System ab, dass Beteiligte ausklammert und die Hauptperson aus den Augen verlieren lässt.

ich bin keine Mutter. Ich bin kein Elternteil. Was ich in diesem System bin?

Definition

Dafür habe ich keine passende Definition gefunden. Ich bin LG eines Vater, der zur Abschaffung ausgeschrieben ist. LG steht für Leidensgenossin. Ebenso machtlos und ausgeliefert wie der Kindsvater. Jedweden Sinn’s enthoben.

Meine Sicht

Und deshalb bemühe ich mich in diesem Beitrag ausschließlich meine Sicht, meine Gefühle, meine Erlebnisse zu schildern. Nicht die des Kindes oder seiner Eltern, wegen derer ich mich in dieser Situation befinde.

Meine Geschichte unterscheidet sich in grundlegenden Punkten von anderen Trennungsgeschichten.

Kennenlernen

Ich lernte meinen Partner kurz nach der Geburt seines Kindes kennen. Da war er schon geraume Zeit von der Mutter getrennt. Diese wollte die Kurzbeziehung nicht fortsetzen, nachdem sie von der Schwangerschaft erfuhr. Sie hatten nie zusammengelebt, waren nicht verheiratet.

Die ersten Jahre unserer Beziehung hielt ich mich komplett raus. Zum einen merkte ich wie schwierig es sich für meinen Partner gestaltete, sein Kind sehen zu dürfen. Zum anderen sah ich mich nicht in der Position irgendwelche Ansprüche oder Mitspracherechte zu haben. Jedoch ließ ich mich auf eine Beziehung mit jemanden ein, der ein Kind hat. Ich dachte zu wissen, was mich in etwa erwarten würde.

Aus heutiger Sicht kann ich da nur lauthals lachen. Galgenhumor.

Absprachen

Es gab keine Absprachen und Betreuungsteilung wie ich es vermutet hatte. Nein, es gab lediglich Verbote, Anschuldigungen und Ärger. Die ersten Jahre war es mir zunächst von der Kindsmutter, spätestens aufgrund der vom Jugendamt und danach vom Gericht getroffenen Umgangsreglung verboten, dass Kind kennenzulernen.

Ich lebte also mit jemandem zusammen, den ich aufgrund von Meditations, Jugendamt, Umgangs – Kennenlernen und Gerichtsterminen regelmäßig entbehren durfte. Seine Emotionen durfte ich mit (er) tragen– das Kind aber nicht kennenlernen.

Angst

Im Laufe der Zeit entwickelte ich regelrecht Angst, beim Erblicken des Briefkastens, da nahezu täglich neue Post vom Anwalt, Gericht und Konsorten hereinschneite, die stets Reaktionen auf diverse Hiobsbotschaften erforderte.

Ein permanentes Ausgelaugt sein und Angespanntheit machte sich breit. Der Freundeskreis und die Freizeitaktivitäten begannen nach und nach zu schrumpfen. Zuviel Zeit, Energie und Geld verschlang der Kampf um Kontakt zu einem Kind, dass ich bisher nicht einmal kannte.

System

In dem ganzen System empfinde ich meinen Partner wie einen ständigen Bittsteller, der auf gnädige Abfallreste hoffen darf und von der Kindsmutter dringend bestraft werden muss, der er ja…

Ja warum? Ich weiß es nicht. Ich glaube sie auch nicht. Hauptsache er leidet!

Ich habe bis heute das große Glück, diese Frau nicht persönlich erlebt zu haben. Mittlerweile möchte ich es auch nicht mehr. Dafür ist zuviel vorgefallen.

„Verständnis“

Jahrelang habe ich versucht, mich in sie hineinzuversetzen und habe in meinem Kopf ständig fiktive Gespräche und Diskussionen mit ihr geführt. Heute weiß ich, dass das alles nichts bringt. Sie will einfach nicht- Ende der Geschichte.

Die pauschalenStereotypisierungen über die Rechte und Pflichten eines Umgangsuchenden im Gegensatz zur Umgangs – Nicht -Gewährenden sind kräftezehrend. Welche Falschanschuldigungen vor dem Familiengericht straffrei bleiben, beim „Beschuldigten“ aber zur Krankschreibung führen, sind unvorstellbar. Dieses permanente Ungleichgewicht und die Ungerechtigkeiten, die man irgendwann kaum noch wahrnimmt, machen mürbe.

Besitz

Ein Kind wird zum Besitz degradiert. Der Unterhaltszahler darf sich froh schätzen, wenn er es überhaupt sehen darf. Selbstverständlich nur falls und wo es der Mutter passt. Natürlich steht es unter ihrer Obhut. Alles andere wäre Beschneidung ihrer Selbstbestimmung und eine Machtausübung über sie. Die Gebirgsketten – von Steinen kann keine Rede mehr sein, die uns in den Weg gelegt wurden, erfordern permanentes Informieren und Dokumentieren.

Kraft

Ich habe keine Kraft, kein Vertrauen und keinen Glauben mehr, dass sich etwas zum positiven für uns und das Kind ändern wird. Mehrmaliges Umziehen der Mutter ließ jedesmal das Spiel von Vorne beginnen. Adresse herausfinden, Telefonnummer bekommen, neue Hilfskontakte eruieren, neue Beteiligte ins Bild bringen usw.

Machenschaften

Über die Zeit wurden wir nicht nur verfolgt, fotografiert und gefilmt, es gab auch Drohungen und Beleidigungen unterster Schublade. Ein Niveau, dem das Kind in seinem alltäglichenUmfeld hilflos ausgesetzt ist. Psysische Bedrohung im Straßenverkehr wurde zur Anzeige gebracht. Ohne Ergebnis!

Man solle es ans Jugendamt melden. Aufgrund weiterer Straftaten, die von Seiten der Kindsmutter und ihrem Zukünftigen begangen wurden, möchte ich anonym bleiben. Seit längerem befinden sich mein Partner und ich in Therapie..

Zukunftsblick

Wie es sich später einmal auf das Kind auswirkt, wenn es erfährt welche Lügen seine Mutter verbreitet hat und wie es gegen den Vater manipuliert wurde, möchte ich mir nicht ausmalen. Aufgrund eines noch laufenden Verfahrens kann ich nicht konkreter werden.

Das eigene Kind zu Stasi Aktivitäten zu missbrauchen und die begangene Straftat nicht mal als solche einzugestehen ist schlimm.

Im Gegenteil: Eine Gegenanzeige gegen denjenigen zu erheben, der die Tat aufgedeckt hat, zeugt für mich von absoluter… Hier fehlt mir ein treffendes Wort…

Womöglich –Unzurechnungsfähigkeit

Seitdem sind wir beide schwer traumatisiert.

Perspektivlosigkeit

Ich merke wie ich zunehmend immrr mehr ein Scheinleben führe. Ich spüre mich nicht mal mehr und habe kaum noch Freude an irgend etwas. Die vollkommene Perspektivlosigkeit gepaart mit dem Ausgeliefertsein sind nicht mehr zu ertragen. Über die letzten Jahre bin ich irgendwie verschwunden. Mich gibt es nicht mehr wirklich. Ich bin unsichtbar in diesem System, obwohl ich zunehmend sichtbarer werde. Ich schätze es liegt daran, weil alles zu sehr an die Substanz geht, so dass man sie stark wieder aufbauen muss um nicht komplett unterzugehen.

Der Weg

Es heißt ja immer der Weg ist das Ziel… Leider kann uns niemand die Richtung weisen. Ob wir jemals ankommen, ich glaube nicht. Wenn das vermeintlich natürlichste der Welt- für sein Kind da zu sein zum Kampf und immerwährenden Kraftakt ausartet, bis man nicht mehr weiß, warum man es immer weiter versucht, kann man darüber einfach nur krank werden. Das Kind ist nun soweit, dass es beginnt abzulehnen.

Gutachter

Der Gutachter sagte einst “ Das schlimmste was man einer Mutter antun kann, ist ihr das Kind wegzunehmen“

Allein schon dieser Satz zeigt, wie wenig verstanden wurde, wie wenig man begreift worum es in unserem Fall geht. Wegnehmen kann man nur einen Besitz…

Dem Kind aber einen Elternteil zu nehmen- hier der Vater, scheint für alle Behörden akzeptabel.

Bindung

Zwischenzeitlich konnte ich eine gute tragfähige Bindung zum Kind aufbauen. Fluch und Segen zugleich. Wenn es da ist und die Wogen des Loyalitätskonfliktes geglättet sind haben wir eine richtig schöne Zeit. Die absolute Kontaktlosigkeit zwischen den Umgängen sind furchtbar. Ich vermisse es so stark, dass ich mir manchmal versuche einzureden, es existiere nicht.

Diese Thema ist ein allumfassendes Netz, dass kaum noch Luft zum Atmen lässt.

Beim Ruf nach Hilfe, weil man am Ertrinken ist. bekommt man ein Papierboot geschickt.

Wie mein Lebensgefährte das alles aushält und zudem seinen ganzen Focus auf das Kind legt, ist für mich fast Übermenschlich.

Päckchen

Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Für mich fühlt es sich an wie eine komplette Packstation.

Würde ich Marathon laufen, ich wäre Weltmeister. Denn nichts anderes machen wir seit Jahren. Wir hasten hinterher…Die einzige Entscheidung, die wir zu treffen bemächtigt sind : Weitermachen oder den wenigen Kontakt komplett abbrechen…

Für heute habe ich mir einiges von der Seele geschrieben und möchte mit einem Zitat enden, dass in breitem Berlinerisch vorgetragen wird…

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Ich danke dir sehr, dass du den Mut hattest, dir alles von der Seele zu schreiben.

Wir alle machen weiter, bleiben stark und hoffen für unsere Kinder, dass wir mit unserer Transparenz etwas erreichen können. 🍀