Eine Oma berichtet

Mein Name ist Heike. Meine Tochter Hanna hat ihre Geschichte in ihrem Buch ▪︎Schaitan▪︎ erzählt. Daniel Ludwig stand ihr zur Seite und hat sie niedergeschrieben. https://www.jpc.de/jpcng/books/detail/-/art/hanna-g-schaitan/hnum/10884735-

Ich weiß, wieviel Kraft sie das gekostet hat, aber ich weiß auch, dass es sie stärker gemacht hat.

Entfremdung

Die Entfremdung von Kindern ist ein unbeschreiblich- perfider Prozess. Nicht nur das entfremdete Elternteil leidet. In der Regel ist das gesamte Umfeld betroffen.

Ich habe mich sehr gefreut, als Hanna mich gefragt hat, ob ich meine Geschichte, als entfremdete Oma für *Entmuttert.eu * aufschreiben möchte.

Dieses Thema darf nicht länger tabuisiert, oder negiert werden!


Schwangerschaft von Hanna

Da meine Tochter sehr jung schwanger wurde, wurde ich eine junge Oma. Ich habe es geliebt. Jamal, mein Enkelkind war ein aufgeweckter Junge und ein sehr schlaues Kind. Wir mochten uns sehr. Immer wenn ich ihn und Hanna besuchte, kletterte er sofort auf meinen Schoß.

Dann musste ich ihm stundenlang vorlesen und Lieder vorsingen. Sein Lachen war unglaublich ansteckend. Seine wachen Augen freuten sich auf das Leben.

Wenn ich nach Hause gehen wollte, stellte er sich vor die Tür, damit ich nicht durch kam.

Immer musste ich ihn austricksen, indem ich sagte: Stell dich mal mit Mama ans Fenster, damit du siehst, wie Oma fährt. Das klappte meistens sehr gut.

Familie des Vaters

Die erste Zeit hatte er noch keinen Kontakt zu der Familie seines Vaters. Das änderte sich, als Jamal 6 Monate alt war. Eines Tages nahm ihn Hassan mit zu seinen Eltern.

Von da an sollte sich für Hanna, mich und Jamal vieles ändern. 😔

Abendgymnasium

Hanna begann mit dem Abendgymnasium. Da ich arbeiten musste, konnte ich in der Zeit nicht so oft auf Jamal aufpassen. Aber wenn ich ihn nehmen konnte, hatten wir immer sehr viel Spaß. Jamal war unglaublich pfiffig. Er lernte sehr schnell. Eines seiner ersten Worte war Omama. * Das war ich — seine Omama *

Wissensdurst

Je mehr Worte er kannte, desto mehr wollte er wissen. Er konnte mich stundenlang Dinge fragen. Immer versuchte ich seinen Wissensdurst zu stillen. Es gelang mir auch sehr gut.

Vater

Wenn Jamal bei Hassan war, war der Vater ziemlich unzuverlässig. Oft brachte er den Jungen nicht zum vereinbarten Zeitpunkt nach Hause. Hanna wartete oft vergeblich. Spätestens hier hätten auch bei mir alle Alarmglocken läuten müssen.

Noch hatte aber Hassan nicht nur mich, sondern auch meine Freundinnen und meine Familie auf seiner Seite. Er konnte charmant sein, war stets freundlich und zuvorkommend. Man glaubte ihm seine Lügen, denn dass tat er von Anfang an. LÜGEN!

Hochzeit

Als Jamal 4 Jahre alt war, heirateten Hanna und Hassan. Sie bezogen ihre eigene Wohnung. Auch dort war ich häufig zu Gast. Hassan war selten zu Hause. Angeblich musste er viel arbeiten. Das er eine Freundin hatte, stellte sich erst etwas später heraus.

Schwierige Zeiten

Die Zeit danach war für alle Beteiligten schwierig. Hanna wollte sich trennen, aber dass akzeptierte Hassan nicht. Auch fehlte ihr noch eine eigene Wohnung. Bis sie eine bekam, lebte sie weiter mit Hassan unter einem Dach. Es war eine sehr anstrengende Zeit für meine Tochter. Um nicht zu sagen, der blanke Horror. Die Eltern ihrer Freundin boten ihr schließlich Unterschlupf an… Weit weg…

Drohung

Zu Hanna’s Vater sagte Hassan einmal “ Ich kenne genug Leute die Hanna für 50 Euro kalt machen würden“. Ich hatte furchtbare Angst um meine Tochter und um mein Enkelkind. Gleichzeitig stand ich der Situation ziemlich hilf – und machtlos gegenüber. Nicht alles erzählte mir Hanna. Viele, der schlimmen Übergriffe kamen erst später aus ihr heraus.

Wohnung

Hanna fand schließlich eine Wohnung. In die zog sie mit ihrem Sohn. Danach ging das Tauziehen um das Umgangsrecht vor Gericht los. Hassan forderte immer mehr Umgangszeiten mit Jamal. Ich versuchte Hanna zu unterstützen wo ich nur konnte. Leider war ich der Aggression von Hassan und seiner gesamten Familie! nicht gewachsen.

Jamal verändert sich

In dieser Zeit veränderte sich Jamal sehr. Er wurde schnell aggresiv. Einmal, als er bei mir zu Besuch war, attackierte er eine Puppe, die er gerade in der Hand hatte. Ich war so dermaßen erschrocken und gleichzeitig schockiert.

Toleranz

Noch glaubte ich immer an das Gute im Menschen. Ich übte mich weiter in Toleranz, fremder Kulturen gegenüber. Schließlich waren wir Deutsche, dies aufgrund unserer Geschichte, den „Fremden schuldig“ Mittlerweile weiß ich, dass man anderen nur so viel Toleranz entgegen bringen kann, wie sie das einem selbst gegenüber zeigen.

Richterliche Entscheidung

Als Jamal 7 Jahre alt war, wurde vom Richter verfügt, dass er fortan bei seinem Vater leben sollte. Vor dem Gerichtssaal saßen damals außer mir, auch meine Eltern. Jamal’s Urgroßeltern. Auch Freunde und andere Familienmitglieder waren anwesend.

Jamal kam mit einem Bewacher aus der Familie seines Vaters. Nicht einmal begrüßen durfte uns das Kind. Er liebte seine Urgroßeltern sehr. Es muss schlimm gewesen sein, für den kleinen Jungen. Die Entfremdung war weit fortgeschritten und in vollem Gange. 😔

Danach sah ich ihn viel seltener, versuchte aber über Briefe den Kontakt aufrecht zu halten. Diese übergab ich immer Hanna.

Besuche

Jamal und ich hatten dennoch einen guten Draht zu einander. Er kam mich und meinen Lebensgefährten häufig besuchen. Immer dann, wenn Hanna Besuchskontakt hatte. Oftmals blieb er auch über Nacht.

Mit 10 oder 11 Jahren hatte er bereits einen Facebook Account. Also meldete ich mich dort auch an. So hielt ich über diese Plattform Kontakt zu meinem Enkelkind.

Geschäfte

Einmal teilte er ein Foto von seinem Vater. Ein Tisch mit einem Laken bedeckt. Darauf befand sich eine Menge Geld und eine teure Uhr.

ÜBERSCHRIFT : GESCHÄFTE !

Als ich das Bild sah, kamen mir die Tränen. Spätestens jetzt war mir klar, wo seine “ Reise“ hingehen wird. Zu meiner Tochter kam er immer weniger. Ganz selten nur noch besuchte er seine Mutter. Hassan erfand ständig neue Ausreden. Die Besuchswochenenden wurden fast immer gekappt – bis der Kontakt zu seiner Mutter vollständig abgebrochen ist.

Hoffnung

Eine leichte Hoffnung kam auf, als er mit 16 Jahren von seinem Vater weglief. Er suchte Zuflucht bei Hanna.

In dieser Zeit erzählte er mir auch, wie er von Hassan manipuliert wurde. Er sagte : „Hassan kennt 3 Methoden“ • GEWALT, BESTECHUNG, MITLEID

Dafür, dass er bereits als kleines Kind vor Gericht ausgesagt hatte, bei seinem Vater leben zu „wollen“ bekam er viel Geld.

Ihm wurde antrainiert, was er zu sagen hatte…!

Lügen

Hassan gab vor seinem Sohn immer zum besten, dass er Herzkrank sei und das Kind auf ihn Rücksicht zu nehmen hätte. Er war nicht Herzkrank. Es war eine seiner infamen Lügen. Wenn dies alles nicht zog, gab es satte Strafen für das Kind.

Abstieg

Einen Tag vor meinem 60. Geburtstag habe ich mein Enkelkind zum letzte Mal gesehen. Ich wollte den Geburtstag groß im Garten feiern. Jamal wollte auch kommen. Aber an diesem Tag ging mein Enkelsohn zu seinem Vater zurück.

Leider ist genau das eingetreten, was seinerzeit die Psychologin in dem Schreiben ans Familiengericht übermittelt hat.

Wenn der Junge bei seinem Vater aufwächst, wird Jamal mit hoher Wahrscheinlichkeit kriminell. Hinzu kommt, dass er reichlich Drogen konsumiert und dealt! 😢

Schmerz

Es tut mir so weh, wenn ich sehe, wie er sein Leben wegwirft. Ich würde ihm meine Tür weit öffnen, wenn er wieder vor mir stehen würde. Andererseits ist er mittlerweile unberechenbar.

Schlimm, was das falsche Umfeld aus einem jungen Menschen machen kann. Ich hoffe, er findet noch den richtigen Weg und besinnt sich auf seine Werte . Auf die Menschen, die Jamal Halt geben könnten.

SEINE MUTTER UND SEINE GROßMUTTER 🖤


Liebe Heike und liebste Hanna,

Ich bin immer wieder sprachlos, wenn ich in eure Geschichte eintauche. Ihr beide seid wundervolle und starke Frauen. Aus diesem Grund, kann ich nur jedem ans Herz legen, dass Buch von Hanna zu lesen. ❤️‍🩹

Dankbar dafür, dass wir uns gegenseitig Kraft und Liebe schenken, beende ich heute mit Tränen in den Augen, diesen Gastbeitrag. 🙏

Danke für deinen Mut, liebe Heike, so offen darüber zu sprechen. ❤️‍🩹

Liebe Leser*innen, wie uns die unzähligen Beispiele zeigen, hat Entfremdung viele Gesichter. Eines aber bleibt sich immer gleich. Entfremder*innen, sie alle schicken kaputte Kinderseelen in die Welt. Ihre Reparatur wird eine lange Zeit in Anspruch nehmen.

Wenn die Entfremder*innen, nur die Hälfte der Energie, die sie in die Vernichtung der/des Anderen stecken, in die Arbeit an eigenen Baustellen verwenden würden, müssten sie ihre Kinder nicht als Waffe missbrauchen, um sie vor den Geistern der eigenen Vergangenheit zu „schützen“. Nötigung ist strafbar! Und wer sein Kind als Gegenstand für die Nötigung benutzt, ist in meinen Augen NICHT ERZIEHUNGSFÄHIG! Allein für eine solche Aktion sollte man diesem Elternteil das Sorgerecht entziehen.

Anna Pelz